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Auch bei gleichbleibender Arbeitsleistung verdienen in der Regel Frauen weniger. Sie verdienen weniger, nur weil sie Frauen sind. Das darf es doch 1962 nicht mehr geben!

Anton Benya, ÖGB-Präsident 1963–1987

WAS DAMALS GESCHAH

Streiks sind ein zulässiges Mittel der Gewerkschaften, um ihren Forderungen durch Kampfmaßnahmen Nachdruck zu verleihen. Allerdings sorgt in Österreich die Sozialpartnerschaft dafür, dass sie nach wie vor die Ausnahme sind. Denn das Ziel ist es, durch die Bereitschaft zum Kompromiss einen Ausgleich zum Vorteil aller zu finden. Obwohl sich die Sozialpartnerschaft Anfang der 1960er-Jahre als Verhandlungspartnerschaft etabliert hat, fällt in diese Zeit der größte Lohnkonflikt der Zweiten Republik.

Bis Anfang der 1960er-Jahre steigt die Produktivität in der österreichischen Wirtschaft stark an. Damit einher geht aber auch eine deutliche Erhöhung der Lebenshaltungskosten und es zeichnet sich ein Auseinanderklaffen der Lohn- und Preisentwicklung ab. Dementsprechend legt der Zentralvorstand der GMB Ende Jänner 1962 den Forderungskatalog für die anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen fest: Neben einigen arbeits- und sozialrechtlichen Verbesserungen sollen vor allem die Mindest- und Ist-Löhne deutlich erhöht und die Frauenlohngruppen abgeschafft werden. Denn durch die erhalten Frauen ohne sachliche Rechtfertigung viel weniger Lohn für gleichwertige Arbeit.
Die Arbeitgeber:innenvertreter zeigen aber keinerlei Entgegenkommen, besonders vehement werden die Erhöhung der Ist-Löhne und die Beseitigung der ungleichen Entlohnung von Frauen abgelehnt. Nach Verzögerungen und ergebnislosen Treffen kündigt Anton Benya im Mai 1962 seinem Verhandlungsgegenüber Kampfmaßnahmen an:

Meine Herren, wenn das so ist, fangen wir am Mittwoch zu streiken an. Die Hüttenbetriebe laufen am Montag nicht mehr, am Samstag und Sonntag werden die Hochöfen eingedämmt und am Montag ist Schluss.

Anton Benya, ÖGB-Präsident 1963–1987
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (13:26). ABD0074_20211103 - Bà RMOOS - à STERREICH: Die vierte KV-Verhandlungsrunde in der Metalltechnischen Industrie ist nach knapp 14 Stunden ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Das Angebot der Arbeitgeber sei "weiterhin unzureichend", teilten PRO-GE und GPA in der Nacht auf Mittwoch mit. Heute, Mittwoch, 3. November 2021, planen die Gewerkschaften Warnstreiks in 50 Betrieben. Im Bild: Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft vor der Firma Collini in Bürmoos. - FOTO: APA/FRANZ NEUMAYR - 20211103_PD4335 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Mit Warnstreiks in 50 Betrieben setzen PRO-GE und GPA die Arbeitgeber:innen im November 2021 unter Druck. FRANZ NEUMAYR / APA / picturedesk.com

Am 9. Mai treten mehr als 200.000 Arbeiter:innen in Streik, aus taktischen Gründen noch nicht die 60.000 Beschäftigen der Hüttenindustrie, des Bergbaus, der Kraftwerke und der Erdöl fördernden Betriebe. Schon am späten Abend des ersten Streiktags kommt es unter der Verhandlungsführung von Anton Benya zur Einigung für die rund 50.000 Beschäftigten im Metallgewerbe, am 11. Mai folgen die Berg- und Hüttenwerke und am 12. Mai folgt die Metallindustrie.
Neben einer Erhöhung der Mindestlöhne um durchschnittlich 11 Prozent, einer Ist-Lohnerhöhung von 5,5 Prozent und anderen arbeitsrechtlichen Verbesserungen (erkrankte Arbeiter:innen erhalten zumindest 50 Prozent ihres Entgelts während der ersten Krankheitstage) stellt vor allem die Beseitigung der Frauenlohngruppen einen großen Erfolg dieser Streikbewegung dar.

FOTOS ZUM MEILENSTEIN

Hier streiken die Arbeiter
ÖGB-Archiv
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (13:26). APA5554026 - 14102011 - LINZ - Ã STERREICH: ZU APA 038 WI - Nach denvorerst gescheiterten Kollektivvertragsverhandlungen derMetallergewerkschaft finden am Freitag, 14. Oktober 2011,Metaller-Streiks in verschiedenen Betrieben statt. Im Bild:Mitarbeiter der voestalpine Linz blockieren vor Arbeitsbeginn dieWerkseinfahrt. APA-FOTO: RUBRA - 20111014_PD0395 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Nach gescheiterten Kollektivvertragsverhandlungen streiken die Metaller im Oktober 2011. RUBRA / APA / picturedesk.com
Anton Benya im Gespräch mit Arbeiterinnen. Die Abschaffung der Frauenlohngruppen ist ihm ein großes Anliegen.
Anton Benya im Gespräch mit Arbeiterinnen. Die Abschaffung der Frauenlohngruppen ist ihm ein großes Anliegen. ÖGB-Archiv
Der Metaller-Streik 1962 beherrscht die Schlagzeilen der Tageszeitungen.
Der Metaller-Streik 1962 beherrscht die Schlagzeilen der Tageszeitungen. Arbeiter-Zeitung
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (13:26). ABD0037_20220919 - WIEN - à STERREICH: Arbeitgebervertreter Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) und ihr Gegenüber die Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie (FMTI) am Montag, 19. September 2022, anl. des Starts der Metaller-KV-Verhandlungen in Wien. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER - 20220919_PD1865 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Herbstlohnrunde Metaller-KV-Verhandlungen 2022 HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (13:27). APA5553886-2 - 14102011 - LINZ - Ã STERREICH: ZU APA 038 WI - Nachden vorerst gescheiterten Kollektivvertragsverhandlungen derMetallergewerkschaft finden am Freitag, 14. Oktober 2011,Metaller-Streiks in verschiedenen Betrieben statt. Im Bild:Mitarbeiter der voestalpine Linz blockieren vor Arbeitsbeginn dieWerkseinfahrt. APA-FOTO: RUBRA - 20111014_PD0392 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Metaller-Streik - VOEST-Blockade 2022 RUBRA / APA / picturedesk.com
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (13:25). Arbeiter vor einer Motorenfabrik. Streik der Metallarbeiter in Wien, Arbeiter vor einer Motorenfabrik, 15.09.1924 - 19240915_PD0003 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Streik der Metallarbeiter in Wien 1924 ÖNB-Bildarchiv / picturedesk.com
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (13:27). APA5547788 - 13102011 - HERZOGENBURG - Ã STERREICH: Arbeiter des GFWerks in Herzogenburg Streiken anl. "Der unterbrochenenKollektivverhandlungen"am Donnerstag, 13. Oktober 2011, APA-FOTO:HERBERT PFARRHOFER - 20111013_PD1761 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Streik im GF-Werk Herzogenburg im Oktober 2011 HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

Weitere Quellen