Her mit der Arbeitszeitverkürzung! –
Die 40-Stunden-Woche
11.Dez 1969
Ohne Kollektivverträge würde es in Österreich keinen Achtstundentag geben, das Gesetz fixierte das Ergebnis der KV-Verhandlungen.
WAS DAMALS GESCHAH
Die gesetzliche Neuregelung des Arbeitszeitrechts in der Zweiten Republik steht seit 1948 auf der Agenda der Gewerkschaften. Aber in den 1950er-Jahren dazu eingebrachte Gesetzesentwürfe werden abgelehnt. Dafür folgt dem Beschluss zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich am dritten ÖGB-Kongress 1955 zumindest über einige Kollektivverträge die Verkürzung auf 45 Stunden.
Der Hartnäckigkeit der gewerkschaftlichen Verhandler:innen ist es zu verdanken, dass es im Dezember 1958 eine Einigung mit der Bundeswirtschaftskammer auf einen Generalkollektivvertrag gibt. Im Lauf des Jahres 1959 tritt für die Beschäftigten in allen Branchen die Arbeitszeitverkürzung auf 45 Stunden bei vollem Lohnausgleich in Kraft. Trotzdem bleibt die Forderung nach einem neuen Arbeitszeitgesetz weiterhin aufrecht.
Entsprechenden Druck übt das 1969 von der SPÖ mit Unterstützung der Gewerkschaften während der Alleinregierung der ÖVP unter Kanzler Josef Klaus gestartete Volksbegehren für die Einführung der 40 Stunden-Woche aus. Denn obwohl Wirtschaftsvertreter bei Umsetzung den Ruin der österreichischen Wirtschaft prophezeien, unterzeichnen es knapp 890.000 Menschen. Noch im September kommt es zur Einigung zwischen ÖGB und Bundeswirtschaftskammer auf eine stufenweise Umsetzung über einen weiteren Generalkollektivvertrag, am 11. Dezember 1969 wird das Bundesgesetz über die Regelung der Arbeitszeit mit analogen Regelungen beschlossen.
Schon im Jänner 1970 tritt die 43-Stunden-Woche in Kraft, zwei Jahre später erfolgt die Verkürzung auf 42 Wochenstunden, mit Jänner 1975 ist die Reduktion auf 40 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich erreicht.
Zunehmende Arbeitsverdichtung führt dann in den 1980er-Jahren dazu, dass über viele Kollektivverträge eine weitere Reduktion, meist auf 38,5 Stunden, erreicht wird. Weitere Ideen zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – 4-Tage-Woche, sechste Urlaubswoche etc. – liegen auf dem Tisch und werden von immer mehr Unternehmen freiwillig umgesetzt. Und ÖGB und Gewerkschaften haben den langen Atem, sie in den nächsten Jahren wieder für alle zu erkämpfen, entgegen allen Untergangsszenarien, die Teile der Wirtschaft wieder einmal prophezeien.
FOTOS ZUM MEILENSTEIN
Weitere Quellen
- 60 Jahre 45-Stunden Woche | ÖGB (oegb.at)
- Mehr Freizeit, mehr Mensch sein | ÖGB (oegb.at)
- Arbeitszeitverkürzung wirkt auch in der Krise | ÖGB (oegb.at)
- Historie: Achtstundentag und Kollektivvertrag - Arbeit&Wirtschaft (arbeit-wirtschaft.at)
- Keine Panik vor der Arbeitszeitverkürzung | ÖGB (oegb.at)
- Weniger ist mehr: Kürzere Arbeitszeiten bringen mehr Beschäftigung | ÖGB (oegb.at)
- Die 40 Stunden-Woche hat abgedankt | ÖGB (oegb.at)
- Her mit der Arbeitszeitverkürzung! | ÖGB (oegb.at)
- Podcast: Genug geschuftet – Her mit kürzeren Arbeitswochen! | ÖGB (oegb.at)
- Best-of: “So geht Arbeitszeitverkürzung” | ÖGB (oegb.at)
- 35 Stunden Arbeit, drei freie Tage und gleich viel Geld - für jedeN! | ÖGB (oegb.at)
- „Eine Arbeitszeitverkürzung noch länger aufzuschieben, können wir uns nicht leisten“ | ÖGB (oegb.at)
- Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung ist so groß wie noch nie | ÖGB (oegb.at)