Zum Hauptinhalt wechseln

Ohne Kollektivverträge würde es in Österreich keinen Achtstundentag geben, das Gesetz fixierte das Ergebnis der KV-Verhandlungen.

Brigitte Pellar, »Achtstundentag und Kollektivvertrag«, für A&W online 2018

WAS DAMALS GESCHAH

Die ersten Gesetze zum 8-Stunden-Tag stammen aus den Jahren 1918 und 1919, damals in Kombination mit einer 6-Tage-, also 48-Stunden-Woche, und mit vielen Ausnahmen für die Wirtschaft.

Die gesetzliche Neuregelung des Arbeitszeitrechts in der Zweiten Republik steht seit 1948 auf der Agenda der Gewerkschaften. Aber in den 1950er-Jahren dazu eingebrachte Gesetzesentwürfe werden abgelehnt. Dafür folgt dem Beschluss zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich am dritten ÖGB-Kongress 1955 zumindest über einige Kollektivverträge die Verkürzung auf 45 Stunden.

Der Hartnäckigkeit der gewerkschaftlichen Verhandler:innen ist es zu verdanken, dass es im Dezember 1958 eine Einigung mit der Bundeswirtschaftskammer auf einen Generalkollektivvertrag gibt. Im Lauf des Jahres 1959 tritt für die Beschäftigten in allen Branchen die Arbeitszeitverkürzung auf 45 Stunden bei vollem Lohnausgleich in Kraft. Trotzdem bleibt die Forderung nach einem neuen Arbeitszeitgesetz weiterhin aufrecht.

Entsprechenden Druck übt das 1969 von der SPÖ mit Unterstützung der Gewerkschaften während der Alleinregierung der ÖVP unter Kanzler Josef Klaus gestartete Volksbegehren für die Einführung der 40 Stunden-Woche aus. Denn obwohl Wirtschaftsvertreter bei Umsetzung den Ruin der österreichischen Wirtschaft prophezeien, unterzeichnen es knapp 890.000 Menschen. Noch im September kommt es zur Einigung zwischen ÖGB und Bundeswirtschaftskammer auf eine stufenweise Umsetzung über einen weiteren Generalkollektivvertrag, am 11. Dezember 1969 wird das Bundesgesetz über die Regelung der Arbeitszeit mit analogen Regelungen beschlossen.

Schon im Jänner 1970 tritt die 43-Stunden-Woche in Kraft, zwei Jahre später erfolgt die Verkürzung auf 42 Wochenstunden, mit Jänner 1975 ist die Reduktion auf 40 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich erreicht.
Zunehmende Arbeitsverdichtung führt dann in den 1980er-Jahren dazu, dass über viele Kollektivverträge eine weitere Reduktion, meist auf 38,5 Stunden, erreicht wird. Weitere Ideen zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – 4-Tage-Woche, sechste Urlaubswoche etc. – liegen auf dem Tisch und werden von immer mehr Unternehmen freiwillig umgesetzt. Und ÖGB und Gewerkschaften haben den langen Atem, sie in den nächsten Jahren wieder für alle zu erkämpfen, entgegen allen Untergangsszenarien, die Teile der Wirtschaft wieder einmal prophezeien.

1975 endlich erreicht: die Arbeitszeitverkürzung auf 40 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich.
1975 endlich erreicht: die Arbeitszeitverkürzung auf 40 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich. ÖGB

FOTOS ZUM MEILENSTEIN

1969 initiiert die SPÖ mit Unterstützung der Gewerkschaften das Volksbegehren für die Einführung der 40-Stunden- Woche.
1969 initiiert die SPÖ mit Unterstützung der Gewerkschaften das Volksbegehren für die Einführung der 40-Stunden- Woche. Kammler / ÖGB
Download von www.picturedesk.com am 07.09.2023 (15:05). ÷STERREICH; WIEN; 20200205; Demonstranten fordern am Plakaten die Einf¸hrung der 35 Stunden Woche in der Sozialwirschaft w⠰hrend einer Demonstration in WIen am 05. Februar 2020. Die Gewerkschaften haben nach dem scheitern der KV Verhandlungen zu der Demonstration aufgerufen. - 20200205_PD5033 - Rechteinfo: Rights Managed (RM)
Jetzt wird es – nach Jahrzehnten – Zeit für die nächste gesetzliche Arbeitszeitverkürzung. ALEX HALADA / picturedesk.com
Cover der Solidarität 1975 zur 40-Stunden-Woche
Cover der Solidarität 1975 zur 40-Stunden-Woche ÖGB
Demonstration des privaten Gesundheitsbereichs 2022
Demonstration des privaten Gesundheitsbereichs 2022 Tobias Steinmaurer / APA / picturedesk.com
ÖGB aktuell Nr. 123_1971
ÖGB aktuell Nr. 123_1971 ÖGB

Weitere Quellen